Unterwegs auf dem «Camí de Cavalls» in Menorca

Frieda Iten-Lenherr | 20.10.2016

Der einstige «Pferdeweg» führt rund um Menorac, immer nah am Meer und  durch die unterschiedlichsten Landschaften. Der Küstenpfad verbindet wunderbare Strände und einsame Buchten. Um uns herum Stille, ein bisschen Wind, das Knirschen der Schuhe, Vogelstimmen, Wege entlang rotgrauer Trockensteinmauern, weite einsame Weiden mit kleinen Kuhherden, Himmelsweite, Buschgrün, Offenheit und gleichzeitig Verlorenheit, Tore aus windschiefem Olivenholz, türkisblaue Sandbuchten mit kristallklarem Wasser...

Unsere Wege führen über schroffe Steilküsten, abgelegene feinsandige Strände, duftende, ausgedehnte Wälder und tief eingeschnittene Schluchten. Die Landschaft ist von unzähligen kleinen Parzellen gekennzeichnet, unterteilt durch Mauern, die in Trockensteinbauweise errichtet wurden. Laut den neuesten Forschungen gäbe es eine insgesamt 50'000 km lange Mauer, wenn man alle in einer Reihe anordnen würde! Diese Mauern haben wahrscheinlich einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass sich diese Landschaft auf so wundervolle Weise erhalten hat. Die Menorquiner halten den «Camí de Cavalls» nicht nur für einen Wanderweg, sondern auch für ihr eigenes Kulturerbe. Obwohl die Ursprünge des alten Küstenpfades unbekannt sind, wird angenommen der Weg sei wegen der Piratenüberfälle im 16. Jahrhundert gebaut worden. Zweck dieses Weges war es schon immer, dem Militär oder der Regierung einen Weg zur Überwachung der gesamten Küste zur Verfügung zu stellen. Im Laufe der Zeit wurden ungefähr zwanzig  Verteidigungstürme errichtet. Einige davon sind bis heute in sehr gutem Zustand erhalten, andere sind kaum noch erkennbar. Der «Camí de Cavalls» diente nicht nur militärischen Zwecken, sondern auch allen Inselbewohnern, die ohne Ausnahme immer einen freien Durchgang genossen. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen die Besitzer der privaten Landgüter verschiedene Wegabschnitte zu sperren. Da dieser so nun fast nicht mehr benutzt wurde, verwahrloste er allmählich. Die Menschen Menorcas begannen sich des Wertes ihrer Natur und ihres kulturellen Nachlasses bewusst zu werden und deshalb forderte man auch das Wegrecht, also den freien Durchgang für diese historische Strecke, zurück. Nach einigen Demonstrationen verabschiedete der Inselrat ein Gesetz, welches die Eröffnung des Weges ermöglichte. Seit 2010 ist der 185 Kilometer lange Weg für Wanderer, Velofahrer und Reiter markiert und gesäubert.


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