Picknick in den Dünen – mit «Krentenbollen» und «belegen Kaas»

Uschi Wulfsen-Dütschler | 15.12.2016

Zwei Schritte vor und einen zurück: Der sandige Weg auf die sechs Meter hohe Düne ist anstrengender als erwartet. Eben noch wanderten wir mühelos über einen flachen Weg zwischen Dünenzug und Wattenmeer im westlichen Teil der Insel Vlieland. Und nun stellt sich eine Düne quer in unseren Weg. In einer Mulde zweigt ein steiler Weg nach links ab, die Wanderschuhe versinken im weichen Sand. Dann die Erlösung: Auf dem Rücken der Sanddüne wächst Gras, wir haben wieder festen Boden unter den Füssen – und einen tollen Picknickplatz gefunden.

Die Aussicht belohnt uns für den Aufstieg. Der Blick reicht über das Marschland und die Salzwiesen bis zum Wattenmeer. Die Wasseroberfläche glitzert in der Sonne. Einige Segelschiffe heben sich am Horizont ab. Über die Sandplatte Vliehors hinweg, die auch Sahara des Nordens genannt wird, entdecken wir in der Ferne den Leuchtturm von Texel. «In zwei Tagen, um die gleiche Zeit, werden wird dort stehen und zurück nach Vlieland schauen», verspreche ich den Gästen.

Doch erst geniessen wir unser holländisches Picknick in den Dünen. Wie in Holland üblich, schneiden wir die grossen Käsestücke mit dem Schaber in kleine Tranchen, mit denen die Vollkornbrotscheiben belegt werden. Zuerst testen wir den jungen Käse, der mild und zart schmeckt. Den «belegen kaas» finden die Gäste am besten: Vier Monate reifte der runde Käselaib, was ihm einen würzigen, salzigen Geschmack verliehen hat. Etwas härter, dunkler in der Farbe und herber im Geschmack ist der «extra belegen» Käse. Dazu passen die friesischen Würste. Allerdings benötigen wir zum Schneiden ein scharfes Schweizer Sackmesser, die Haut ist zäh. Ihr Innenleben erinnert an einen groben Salami und passt prima zu Käse und Brot. Zum Abschluss testen wir die Krentenbollen: kleine weiche Brötchen mit Weinbeeren, die bei keinem Picknick fehlen dürfen.

Einige Silbermöwen drehen ihre Runden über uns und hoffen auf ein Stück Brot. In einem Tümpel mitten im Naturschutzgebiet Kroon’s Polder entdecken wir einige Vögel. Sind es Löffler oder Säbelschnäbler? Schnell holen wir unsre Feldstecher hervor und beobachten den Schwarm. Jetzt ist der breite Schnabel des Löfflers klar ersichtlich. Gleichzeitig erkennen wir im hinteren Teich Brandgänse. Die dunklen Schatten entpuppen sich als Kormorane, die wie gewohnt ihr Gefieder in der Sonne trocken.

Bald ist es Zeit, unseren lauschigen Picknickplatz zu verlassen. Der Strand lockt. Ein letztes Mal schweift der Blick von der Aussichtsdüne über die unberührte Landschaft. Runter geht’s schneller und leichter. Noch eine halbe Stunde wandern wir durch Dickicht und über Dünen - und schon waten wir barfuss am Strand der Nordsee entlang!


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