Isles of Scilly - Einbisschen Karibik in England

Corinne Burger | 20.09.2018

Schon immer faszinierten mich Regionen, die nicht einfach zu erreichen sind. Abgeschiedene, nicht alltägliche Reiseziele, wie die Osterinsel oder das Nordkap, üben auf mich eine besondere Anziehungskraft aus. Man muss nicht um die halbe Welt reisen, um aussergewöhnliche Reise- ziele zu entdecken. Auch in England gibt es eine ganz spezielle Inselgruppe mit schneeweissen Sandstränden und lustigen Papageientauchern, türkisblauem Meer und tropischen Pflanzen. Die Scilly Islands, sie liegen 24 Seemeilen vor Land's End, dem westlichsten Punkt Englands und sind ein richtiger Geheimtipp. Da muss ich hin!

 

Die 140 Inselchen sind so klein, dass man sie auf der Landkarte kaum findet. Bei Englands westlichstem Zipfel muss man den Finger noch ein wenig weiter Richtung Westen, Richtung Amerika bewegen.

Da liegen sie, klitzeklein mitten im Atlantik, fast als ob ein Riese vor langer Zeit einmal mit ein paar Kieselsteinen gespielt und sie dann ins Meer geworfen hätte…

Nur fünf der Inseln sind bewohnt und schon auf der Hauptinsel, St. Marys zeigen sich die sympathischen Gegensätze, welche die Scillies so speziell machen: Englische Cottages und idyllische, von Steinmäuerchen eingerahmte Felder treffen auf traumhafte Buch- ten mit weissem Sandstrand in denen türkisblau das Wasser plätschert und sich Agaven und Palmen im Wind wiegen.

Wie kommt es, dass es hier eher nach Karibik als nach England aussieht? Der wärmende Golfstrom, der die Scilly Islands umspült, macht die Winter angenehm mild und die Sommer nicht zu heiss. Der Name Scillies soll aus den beiden Wörtern «sunny isles» entstanden sein. All dies führt dazu, dass die Scillies ein wahres Pflanzenparadies sind. Ein bisschen mediterranes Flair am westlichsten Punkt von England!

Auf der Insel Tresco findet man deshalb auch den wohl schönsten, üppigsten und vielfältigsten aller englischen Gärten, den Abbey Garden. Im 19. Jahrhundert hat man begonnen, Pflanzen aus allen Kontinenten in den Gemäuern eines alten Klosters anzupflanzen. Ich freue mich schon jetzt auf einen gemütlichen Spaziergang durch die mehr als 20‘000 exotischen Pflanzen aus über 80 verschiedenen Ländern!

Jede Insel hat ihren ganz eigenen Charakter. St. Martins zum Beispiel ist bekannt für seine besonders schönen Strände. Alle sechs Stunden ändert sich zudem das Landschaftsbild, wenn Ebbe und Flut mit dem Wasser spielen. So wird zum Beispiel die Insel St. Agnes plötzlich in zwei Teile geteilt, weil die dünne Sandbank zwischen den zwei Inselhälften für ein paar Stunden von der Flut weggezaubert wird.

St. Agnes ist auch Ausgangspunkt für Beobachtungstouren zu den Robbenbänken und den Brutstätten der Papageientaucher und anderer Seevögel, auf den vorgelagerten Felsen. Ein Feldstecher muss also sicher mit ins Gepäck, denn mit etwas Glück können wir im Juni den putzigen Papageientauchern zuschauen oder miterleben, wie die neugierigen Robben im Meer spielen.

Auf der Schifffahrt vor St. Agnes erblicken wir sicher den 23 Meter hohen Leuchtturm, der seit Jahrhunderten den Schiffen den Weg weist. So friedlich die unzähligen Sandbuchten der Inseln auch wirken mögen, die Gewässer rund um die Scillies waren schon immer ein von Untiefen durchzogenes und von Strömungen heimgesuchtes Gebiet. Über 800 Schiffswracks liegen auch heute noch rund um die Inseln verstreut auf dem Meeresgrund… Könnten die Galionsfiguren, die von gesunkenen Schiffen stammen und im Abbey Garden ausgestellt sind sprechen, würden sie uns bestimmt so einige Geschichten über toll- kühne Seefahrer und abenteuerliche Piraten erzählen.

Die unterschiedlichen Charaktere der Inseln entdecken wir am Besten auf wunderschönen Küstenwanderungen. Wir wandern vorbei an bronzezeitlichen Siedlungen und mittelalterlichen Festungen, durch sattes Grün oder vorbei an hübschen steinernen Cottages, immer mit Blick auf das Meer und die wunderschönen Strände.

Vor einiger Zeit stand ich am westlichsten Ende Englands und konnte fern am Horizont die Umrisse der Scillies erkennen. Sofort hatte ich Bilder von einer einzigartigen Pflanzenwelt, von abenteuerlichen Seefahrern, von verspielten Robben und karibisch anmutenden Buchten vor Augen und ich wusste, dass ich schon bald diese faszinierende Inselgruppe entdecken möchte! Kommen Sie auch mit auf einen Streifzug durch diese einzigartige Inselwelt!

 

Meine Tipps

1. AKTIV: Die Insel Tresco bietet besonders viel Abwechslung. Eine Wanderung vorbei an schroffen Felsen und lieblichen Sandstränden lassen wir mit einem Besuch des Abbey Gardens ausklingen, wo wir staunend durch die üppigen Gartenanlagen flanieren.

2. WISSEN: Auf St. Marys findet man die gut erhaltene eisenzeitliche und frühmittelalterliche Siedlung Halangy Down. Aber auch auf anderen Inseln haben frühere Siedler ihre Spuren hinterlassen: Hügelgräber und Menhire findet man überall.

3. GENUSS: Auf den Scillies wird natürlich viel Fisch gegessen – fangfrisch vom Boot auf den Teller! Aber es gibt noch mehr regionale Produkte wie frisch hergestellte Eiscreme, lokales Bier und sogar Wein, welcher auf den Scillies angebaut wird!

 

 

 


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