Das Baltikum - So nah und doch so unbekannt

Monika Hächler | 03.04.2019

Auch 15 Jahre nach ihrem Beitritt zur EU sind die Länder Estland, Lettland und Littauen bei uns noch wenig bekannt. Zu unrecht! Die drei Staaten in Nordost-Europa haben viel mehr zu bieten, als einen – schon fast ganz verblassten – Sowjetcharme. Es locken weites, unverbautes Land, attraktive Städte, Sanddünen auf der kurischen Nehrung, Nationalpärke vor den Toren Rigas und eine zurückhaltende Bevölkerung, welche ihre Gesangstraditionen in den Sängerfesten fortführt.

Die Landschaft im Baltikum ist mehrheitlich flach. Weit kann der Blick über die ebenen Felder schweifen. Ganz im Westen liegt das Baltische Meer mit seiner noch auf weiten Strecken unberührten Ostseeküste.

 

DAS LICHT DER KURISCHEN NEHRUNG

Dort an der Küste liegt auch die Kurische Nehrung. Eine seltsame, fast 100 km lange Landzunge, die fast nur aus Sand besteht. Es ist ein ganz spezieller Flecken Erde. Schon anfangs des 20. Jahrhunderts hatten Künstler das schöne Fischerdorf Nida auf der Nehrung für sich entdeckt und gründeten hier eine Künstlerkolonie. Die Expressionisten waren fasziniert vom unendlich wechselnden Licht. Die grossen Sanddünen mit ihrem spärlichen Bewuchs biegsamer Gräser bieten auch heute noch hervorragende Foto- und Malmotive.

 

DIE HAUPSTÄDTE VILNIUS, RIGA UND TALLIN

Jede der drei Städte wäre einen längeren Besuch wert. Vilnius mit den vielen katholischen Kirchen und Kathedralen ist bekannt für seine Barockarchitektur. Ganz anders die quirlige und aufstrebende Jugendstilstadt Riga. Hier bilden über 800 Jugendstilbauten eine beispiellose Kulisse für eine moderne Stadt. In der Hansestadt Tallin fühlt man sich in der Altstadt und auf dem Domberg zurückversetzt ins Mittelalter.

Vor zehn Jahren bereiste ich Lettland zum ersten Mal. Damals war die Zeit der grossen Weltwirtschaftkrise und die Letten waren von der negativen wirtschaftlichen Entwicklung kurz nach ihrem EU-Beitritt tief enttäuscht. Es ist fast unglaublich, was sich seither alles verändert hat! Die Balten liessen sich nicht unterkriegen und haben sich einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung erarbeitet. Ganze Stadtviertel wurden renoviert, die Strassen sind viel besser geworden und die Küche sowieso. Die Balten hatten nach dem Ende der Sowjetzeit einen grossen Nachholbedarf und sind dank ihrer Beharrlichkeit heute im modernen Europa angekommen.

 

MEINE TIPPS

1. AKTIV: Die Balten sind Naturfreunde und lieben es draussen  zu sein. 14 Nationalpärke gibt es im Baltikum. Im grössten, dem Gauja-Nationalpark wandern wir entlang des romantischen Flüsschens Amata.

2. WISSEN: Mit einer über 600 km langen Menschenkette von Vilnius über Riga nach Tallin, sangen sich die Baltischen Staaten 1989 in die Freiheit. Mehr als eine Million Menschen sangen gemeinsam ihre Volkslieder. Sänger- und Tanzgruppen sind auch heute noch weit verbreitet. Auf der Insel Saaremaa erleben wir den Auftritt einer aktiven Volkstanzgruppe.

3. GENUSS: Die über 600-jährige Geschichte der Deutschen im Baltikum hat zu einer grossen Bierbraukunst geführt. Es heisst,  je länger der Name, desto besser das Bier.

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