In Ladakh wandert man spirituell gut versorgt

Susi Schildknecht | 30.11.2016

Die ersten Tropfen unseres Aprikosensaft-Gipfeltrunkes gehen an die Geister, die den Übergang seit jeher bewachen. Auf dem windumtosten Prinkiti-La (Eidechsenpass), im Norden Ladakhs, auf 3‘750 m.ü.M. koexistiert die alte, animistische Bön-Religion einvernehmlich mit dem tibetischen Buddhismus, dessen Mantras auf Gebetsfahnen und Mani-Steinen allgegenwärtig sind. Inmitten dieser endlos scheinenden Bergwelt Ladakhs fühlt sich unsere Wandergruppe winzig klein, doch spirituell sehr gut versorgt.

Der Gedanke ist naheliegend, dass hier wohl die Natur das letzte Sagen hat. Der Anstieg vom mächtigen Rotmützenkloster Lamayuru zum Pass ist eindrücklich. Der bizarren, von einem versunkenen und legendenumwobenen See geschaffenen Mondlandschaft haben die Ladakhis ein paar überlebenswichtige Flecken fruchtbaren Bodens abgerungen. Weiter im Tal hinten führt der Weg durch eine von Schmelzwasser gefurchte Schlucht. Hier offenbart der Himalaya sein Innerstes. Gesteinsschichten in noch nie gesehenen Farben, von der Witterung geschaffene Formationen, steinerne Wunder oder Launen der Natur unterhalten und faszinieren uns.

Der nächste grüne Fleck ist in Wanla (3‘260 m.ü.M.), wo wir nach gut fünf Stunden einmarschieren. Im alles überragenden Kloster herrscht freudige Betriebsamkeit. Zum Vollmond – Buddha soll seine Erleuchtung in einer Vollmondnacht erlangt haben – wird eine Kloster-Zeremonie vorbereitet. Die Frauen des Dorfes kochen, die Männer putzen die Öllämpchen, ein Mönch knetet Gerstenmehl zu Opferfigürchen… und sie alle wollen unsere Wandergruppe dabei haben!


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