Laos - Unbekannte Perle am Mekong

Karin Meier | 05.09.2018

Laos gilt nach wie vor als Geheimtipp in Südostasien. Für mich ist es ein Land voller Kontraste. Die Ruhe und Gelassenheit des Mekongs, die wir im kleinen Holzboot erleben, unberührte Natur,  Regenwald, Fischer vor einfachen Holzhütten, und plötzlich durchbricht ein chinesisches Kraftwerk diese Idylle.

Vor rund 20 Jahren fiel der Bambusvorhang, hinter dem Laos lange verharrte. Zögerlich öffnet sich seither das Land, allem Unbekannten gegenüber noch ein bisschen misstrauisch, aber sehr neugierig und freundlich.

Die Menschen wissen noch nicht so genau, was auf sie zukommt. Ob sie lieber die alten Traditionen behalten oder dann doch lieber mit Musik in den Ohren auf einem klapprigen Velo oder Moped durch die Strassen tuckern. Im ganzen Land spürt man die Aufbruchstimmung, auch wenn der Wandel erst sehr leise und behutsam vor sich geht. Wenn die Bettelmönche bei Sonnenaufgang, in ihre orangen Tücher gehüllt, die Speisen der Gläubigen in Empfang nehmen und danach mit dem Handy telefonieren, ist man als Tourist doch erstaunt (und etwas irritiert), dass der Fortschritt nun auch Laos erreicht hat.

Und trotzdem begegnet uns das traditionelle Laos noch auf Schritt und Tritt. Kinder planschen lachend im Mekong, während sie auf ihre Wasserbüffel aufpassen. Wenn auf den kleinen Booten das Holzkohle-Stövchen mit der Morgensuppe glüht, dann fühlt man sich in eine andere Welt versetzt. Zudem haben Unterentwicklung, Krieg und lange Jahre der Abschottung von der Aussenwelt dazu beigetragen, dass die Laoten noch weitgehend in Verhältnissen leben, die in anderen Ländern der Vergangenheit angehören.

Die Menschen in Laos gehören 68 unterschiedlichen Volksgruppen an, die über das ganze Land verstreut leben. Die Anzahl der Sprachen erinnert an Babylon und die ihrer Trachten an ein Ethnologie Museum. Ihre Glaubensvorstellungen sind so verschieden wie ihre Häuser. 

Für die Menschen in Laos ist die Welt von Geistern beherrscht. Dazu gehört zum Beispiel die Zeremonie des suu khuan. Ein Mönch bindet Baumwollfäden um das Handgelenk und verhindert so, dass eine der 32 Seelen aus dem Körper entweicht. Mein Bändeli trug ich, bis es von selbst vom Handgelenk fiel... 

Mich fasziniert der Animismus sehr, der von den Völkern in den Bergregionen gelebt wird. Alles, Mensch, Tier, Stein, Himmel und Erde, hat eine Seele. Diese muss bei Laune gehalten werden. In den Dörfern stellen Priester oder Schamanen den Kontakt zur Geisterwelt her, wenn zum Beispiel ein Dorfmitglied von allen guten Geistern verlassen wurde, d.h. in unserer Sprache krank wurde. 

Laos ist ein unglaublich spannendes und interessantes, aber auch aufwühlendes Land. Es zwingt uns zum Nachdenken und Vorurteile abzulegen. Schaut man in die freundlichen Gesichter der Menschen und erlebt ihre höfliche und zurückhaltende Art, dann beginnen auch wir uns allmählich zu entspannen und uns ganz den Gegebenheiten dieses Landes hinzugeben.

Und genau das berührt mich persönlich am Meisten. Ihre Freundlichkeit, die lächelnden Gesichter und die Hilfsbereitschaft, mit welcher sie uns begegnen, kommt offensichtlich von Herzen. Auch wenn die Welt, in die wir eintreten, uns noch so fremd ist, nie hat man das Gefühl, nicht willkommen zu sein. 

 

MEINE TIPPS

1. AKTIVAuf einer ruhigen Flussfahrt auf dem Mekong, all die vielen Eindrücke der Reise zu «verdauen» und sich ganz dem Fluss und seiner Umgebung hinzugeben.

 2. WISSEN: Völlig aus der Zeit gefallen zu sein scheint die alte Königsstadt Luang Prabang im Norden von Laos. Ein Bummel durch die spannende Stadt versetzt uns in eine Epoche, in der  sich der alte Zauber Südostasiens noch erhalten hat.

 3. GENUSS: Herrlich dampfende Curries in allen Variationen, immer wieder Reis, Gemüse und Fisch, dazu ein kaltes «Beer Laos», was gibt es Schöneres nach einer spannenden Tagestour! 


Reisetipps passend zum Beitrag


Hinterlassen Sie uns einen Kommentar