Husky- und Schneeschuhtouren

Michael Mettler | 24.11.2016

Hundegebell hallt durch den verschneiten Wald. Die acht sibirischen Huskys können den Aufbruch kaum erwarten. Karabinerhaken klacken, Lauri Sassali spannt die Hunde an. Sie zerren an der Schlittenleine und kläffen um die Wette, bis der Schlittenführer die Fussbremse löst. Sind die Huskys einmal in Fahrt, verstummt ihr Jaulen. Dann erlebt der Fahrgast die einsame, winterliche Weite rund um den Riisitunturi National Park hier im hohen Norden Finnlands.

Lauri und Marika Sassali leben mit ihren 65 Hunden auf einer Huskyfarm in Posio. Nebst Schlittenhundetraining und Hundezucht kümmert sich das Ehepaar fürsorglich um Hunde, die aus Altersgründen nicht mehr Touristen durch die Winteridylle ziehen. Deren acht geniessen zurzeit die verdiente Hundepension. Lauri und Marika führen die Gäste des Oulanka Basecamps seit mehreren Jahren. «Sie verstehen ihren Job ausgezeichnet und vertreten dieselbe Philosophie wie wir vom Basecamp, nämlich den respektvollen Umgang mit der Natur», meint Keijo Salenius, Besitzer des Oulanka Basecamps. Der Gast bemerkt die bewusste Wahl der Spur durch den Wald oder den liebevollen Umgang mit den Hunden. Lauri und Marika sind authentisch und naturverbunden. Wie so vieles hier in Finnland. Nach einer kurzen Einführung können wir alleine mit einem Hundegespann starten. Die Vierbeiner jagen über gefrorene Seen, vorbei an kargen Nadel- und Birkenwäldern. Schnee knirscht unter den Kufen. In der Weite der Landschaft stellt sich eine tiefe Ruhe ein.

Der Traum von Freiheit hat Lauri und Marika gelockt. Bereits seit acht Jahren bescheren sie ihren Gästen einsame Naturerlebnisse, die meistens in der «Kota» an einem knisternden Feuer ausklingen. Diese urfinnischen Holzhütten mit Spitzdach stehen hier in jedem Garten. Tief in den Wäldern sind sie nach den Tagesausflügen in der Wildnis ein Segen.

Der Kälte trotzen

 

Unsere Abenteuer in Finnland starten alle im Oulanka Basecamp. Knapp 70 km südlich des Polarkreises, angrenzend an den Oulanka Nationalpark und nur 12 km von der russischen Grenze entfernt, führen Keijo und sein Team die gemütliche Lodge inmitten der finnischen Wildnis. Tessa Kokkonen führt uns mit Schneeschuhen durch den Nationalpark. Ihren geschulten Augen entgehen kein Polarhase und keine heimische Wasseramsel. Sie zeigt uns Tierspuren und kennt deren bevorzugte Nahrung. Wir folgen dem Kitka Fluss aufwärts bis zum Eisfall Jyrävä. Mit einem freundlichen «Hey» begrüsst uns Smilla Lottonen an einer Feuerstelle. Die beiden Damen erklären uns, wie wir mit der Hilfe von Feuersteinen und etwas Holzspänen ein wärmendes Feuer entfachen und nach einer Viertelstunde ist frischer Kaffee gebraut. Dazu geniessen wir typisch finnische Hefeballen mit Zimt und Zucker.

Tessa ist auch dabei, als wir uns um 5 Uhr morgens und eingepackt in die Winterspezialkleidung auf unser nächstes Abenteuer einlassen. Der balzende Auerhahn führt in der finnischen Taiga kurz vor Sonnenaufgang seinen Tanz auf. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Pekka Veteläinen ist Wildhüter und hat an einer geeigneten Stelle drei getarnte Unterschlüpfe in den Schnee gestellt. Auf leisen Sohlen und gespannt auf das Naturspektakel pferchen wir uns je zu dritt in einen. Es dauert eine Weile, bis wir uns auf den kleinen Holzstühlen vor Fotonischen eingerichtet haben. Immerhin müssen wir die kommende Stunde in dieser Position verharren und still sein. Pekka meint es ernst, der Auerhahn leider weniger. Heute balzt er nicht. «Das ist der Lauf der Natur», meint Pekka ruhig als er uns aus unserem Unterschlupf befreit. Belohnt werden wir mit der aufgehenden Sonne, den glitzernden Schneekristallen und der anschliessenden Schneeschuhtour.

Richtig schwitzen macht den Winterzauber am Polarkreis erst perfekt. Am besten urfinnisch in der Rauchsauna. Und wer sich danach im Schnee wälzt, spürt den Ruf der Freiheit, den die Leute von Oulanka so gern mit ihren Gästen teilen.

Finnische Rauchsauna

Die «Savusauna» gilt als ursprünglichste Variante des gesunden Schwitzens. Sie hat in der Mitte eine Erhebung mit einem Ofen, in dem Steine glühen. Der dabei abgesonderte Rauch wird im Gegensatz zu moderneren Varianten mit Schornstein nicht nach aussen abgeführt. Stattdessen verbleibt er im Raum, verteilt sich und verleiht der Luft eine leicht schwarze Färbung sowie einen starken russigen Holzgeruch. Nach einer gewissen Zeit wird der desinfizierend wirkende Rauch durch spezielle Luken abgelassen. Die finnische Rauchsauna soll Forschungen zufolge bereits über 2000 Jahre alt sein.

Aurora borealis

Das Polarlicht (als Nordlicht am Nordpol wissenschaftlich Aurora borealis, als Südlicht am Südpol Aurora australis) ist eine Leuchterscheinung (genauer ein Elektrometeor), die beim Auftreffen geladener Teilchen des Sonnenwindes auf die Erdatmosphäre in den Polargebieten der Erde hervorgerufen wird. Polarlichter sind meistens in zwei etwa 3 bis 6 Breitengrade umfassenden Bändern zu sehen, die üblicherweise ab ca. 66,5° nördlicher Breite bzw. südlicher Breite auftreten (die genaue Lage variiert allerdings in Abhängigkeit von Jahreszeit und Stärke der Sonnenaktivität); direkt an den Polen sind sie selten.


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