BAKU - Jahreswechsel am Kaspischen Meer

Marianne Peyer | 07.04.2020

Die Hauptstadt Aserbaidschans wird zu Recht als Halbwüstenstadt und Stadt der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer bezeichnet.

Mein erstes Eintauchen in diese europäisch-zentralasiatische Stadt ist grandios: Das reiche architektonische Erbe zeigt sich überall. Perser, Türken, Mongolen, Russen und Europäer haben ihre Spuren hinterlassen. Eine Strasse gleicht Paris, eine andere Odessa oder Moskau und wieder eine andere Marrakesch. Trotzdem wirkt Baku einheitlich, der verwendete Muschelsteinkalk Aglay trägt zu dieser Harmonie bei. Heute umranden topmoderne Gebäude von Stararchitekten die historische Altstadt und die breite Hafenpromenade lädt zum Flanieren ein.

 

STADT DER VIER ELEMENTE

Erde ist genügend da, deshalb ist hier jedes Museum grösser als anderswo und nicht eingeengt von Nachbarbauten! Das neu erbaute Teppichmuseum in einem halbausgerollten Teppich an der Uferstrasse hat weltweit die grösste Sammlung wertvollster Teppiche. Dank dem Gebäude in Form einer Teppichrolle können auch wir die Exponate schräg hängend bestaunen, ein ganz anderer Blickwinkel! Ein weiteres futuristisches Meisterwerk ist das Heydar Aliyev Center, das mehrfach prämierte Kulturzentrum von Zaha Hadid. Wasser trennt Europa von Asien, quer durch das Kaspische Meer verläuft die Grenze. Dieses Meer, das eigentlich ein See ist, ist die grösste von Land umschlossene Wasserfläche der Erde. Da der Wasserspiegel 28 Meter unter dem Meeresspiegel liegt, ist Baku die tiefstgelegene Hauptstadt der Welt.

Luft vom Kaukasusgebirge begleitet uns, aus dem Norden weht der Steppenwind Khazri, aus dem Süden der Gilavar.

Feuer ist den Zoroastriern heilig. Früher pilgerten Feueranbeter aus Indien zum Feuertempel Atasgah in Surachani, ausserhalb Bakus. Es hatte sich herumgesprochen, dass im Land des Feuers leicht entflammbares Öl aus dem Boden schlug. Nebst Atasgah besuchen wir auch den Feuerberg Yanar Dag, beeindruckt stehen wir vor der Naturgewalt. Wir staunen über das Flammenmeer, das ununterbrochen brennt und so viel Hitze abgibt. Noch heute ist für die Aserbaidschaner Feuer nicht nur ein Symbol für Wärme und Licht, sondern auch Schutz vor bösen Geistern. Deshalb sind die drei flammenförmigen Glastürme ausserhalb des Stadtzentrums das neue Wahrzeichen Bakus, der Stadt der Winde im Land des Feuers. Nachts werden sie in den Feuerfarben und in den Farben der Flagge beleuchtet.

 

NATURSCHAUSPIEL UND STEINZEICHNUNGEN

Ein zusätzliches Naturschauspiel sind die Schlammvulkane im Nationalpark Qobustan. Ununterbrochen spucken die unzähligen Vulkane graue Lava aus, eine Sehenswürdigkeit ganz besonderer Art. In der Nähe sind 5000 Jahre alte Petroglyphen zu sehen, die darauf deuten, dass es damals hier schon Siedlungen gab. Baku und Umgebung: Eine Begegnung voller Geheimnisse und Kontraste! Tauchen Sie mit mir ein – und lassen Sie sich überraschen!

 

MEINE TIPPS

1. AKTIV: Nicht nur der Flammenberg Yanar Dag ist aktiv Tag und Nacht. Wir sind es auch, zwar nur tagsüber.

2. WISSEN: Als Aserbaidschan zum russischen Zarenreich gehörte, kauften die schwedischen Brüder Nobel hier Anteile an Ölquellen und erwirtschafteten damit grossen Reichtum.

3. GENUSS: Plov ist das aserbaidschanische Nationalgericht. Der Reis wird eingeweicht und danach in einem Topf über einer dünnen, fertig gebackenen Teigschicht aus Eigelb, Mehl und Salz als Reiskegel geformt und auf dem Herd mit Safransud gedämpft. Dazu wird Fleisch oder Trockenfrüchte serviert und Tee getrunken: Sahol!

 

 

Panoramasicht auf Baku. / © Milosz Maslanka - Shutterstock
Heydar Aliyev Center, Baku. / © gbella - pixabay
Der Maldenturm in Baku. / © saiko3p - Shutterstock
Flammentürme und Riesenrad bei Nacht. / © Yevgeniy Ponomarenko - Shutterstock
Schlammvulkan im Nationalpark Qobustan. / © In Green - Shutterstock
Prähistorische Petroglyphen in Qobustan. / © alionabirukova - Shutterstock
Exponate im Teppichmuseum. / © Borka Kiss - Shutterstock

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