Als Gast der klösterlichen Morgenzeremonie

Susi Schildknecht | 14.09.2016

Es ist 6.30 Uhr. Im noch pudrig-feinen Licht erreichen wir das mächtige Gelbmützen-Kloster Thikse, unweit Ladakh’s Hauptstadt Leh. Vom obersten Dach des imposanten, an den Potala von Lhasa erinnernden Komplexes, tröten zwei Mönche mit ihren Muschelhörnern. Sie rufen zur Puja, zum Morgengebet und ersten Mahlzeit.

Unser Platz in der Versammlungshalle ist ganz hinten, neben den Novizen. Viel gegenseitiges Hingucken und Zulächeln ist also Programm. Wir wissen um die potenziellen Fettnäpfchen – Reiseleiter sei Dank! - setzen uns nicht auf die niedrigen Tischchen, sicher auch nicht auf heilige Schriften oder Buddha-Bilder. Ganz vorne beginnt ein älterer Mönch mit dem Rezitieren der Mantras, und schon gehen die jugendlichen Mönche mit schweren Teekannen ringsum. Auch wir Gäste erhalten einen Pappbecher und vom milchig-süssen Getränk. Nein, es schwimmen keine Yakfettaugen obenauf, und ranzig schmeckt der Tee ebenfalls nicht…. Die Zeremonie zieht sich hin, der kleinste Novize schläft selig. Die Halbwüchsigen vergnügen sich mit etwas Schabernack, derweil die Älteren konzentriert bleiben.

Und wir Baumeler-Gäste? Wir kommen ganz klar zur Erkenntnis: Erleuchtung werden wir nicht so rasch erlangen, wir befinden uns gerade sehr intensiv im Stadium der Emotionen und damit der Gier. Zu intensiv und schön sind all die Eindrücke, die hier auf unsere Sinne prasseln, als dass wir sie loslassen möchten! ....Fortsetzung folgt!


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