Lobeshymne auf eine Reiseleiterin

Ruedi & Elisabeth Pletscher | 26.06.2019

Wer mit Baumeler nach Lemnos reist, bekommt es mit Brigitte Georgoudis-Maurer zu tun, einer speziellen Frau.

Am Flughafen Athen steht sie mit ihrem Schild an strategisch optimaler Stelle. Sobald alle Gäste eingetroffen sind, geht es los. Keine Zeit verlieren und möglichst rasch einchecken für den Weiterflug nach Lemnos, damit noch genügend Zeit bleibt für den Ausflug in die Stadt. Die Boardingkarten hat sie bereits ausgedruckt. Wenn sich jemand beim Selbstausdrucken und selbst am Koffer montieren der Gepäcketiketten etwas ungeschickt anstellt, ist Brigitte sofort da und hilft.

So der allererste Eindruck....

Der Ausflug entpuppt sich nicht als Standard-Stadtrundfahrt, sondern als Fahrt zum Fuss des Philopappos-Hügels mit Mini-Wanderung. Denn von dort oben hat man nun wirklich die umfassendste Aussicht über das Häusermeer von Athen und Piräus sowie die tollste Sicht auf die Akropolis. Nach dem Rückmarsch in die Plaka kommt zur Einstimmung die erste Einkehr in einer Taverne - viele Weitere werden folgen. Dort wirbelt Brigitte und nimmt Bestellungen auf, damit alle möglichst rasch zu ihrem gewünschten Getränk oder Imbiss kommen. Fragt nach, ob alles richtig angekommen ist. Die Fahrt zurück zum Flughafen ist perfekt organisiert. Wenige Sekunden nachdem wir den Treffpunkt erreicht haben, kommt der Bus angefahren. Top Organisation und Timing. So verliefen die ersten Stunden mit Brigitte. Und in dieser Art ging es dann weiter.

Damit alle wissen was abläuft, hat sie schön gestaltete A5-Kärtchen mit dem Tagesprogramm verteilt. Das macht sie von nun an jedesmal kurz vor der Rückkehr ins Hotel. Neben Wander- und anderen Zeiten und allgemeinen Infos steht darauf auch, ob Wanderstöcke empfohlen sind - je mehr Ausrufzeichen dahinter desto mehr. Es ist ratsam, die Empfehlung von langen Hosen zu befolgen, um zerkratzte Beine zu vermeiden. Steht hinter einer Taverne oder einem Kafeneion "(inkl.)", braucht man nicht viel Geld. Brigitte denkt an alles. Perfekte Info. Auf der Rückseite war jedesmal ein griechisches Rezept aufgeführt. Kochen müssen wir aber nicht.

Brigitte kennt die Insel in- und auswendig. Nicht nur das. Auch viele Inselbewohner aller Art. Das führt dann zu vielen - oft ungewöhnlichen - Begegnungen und Besichtigungen. Da waren unter anderem:

  • Konstantina die Töpferin, die sich das Töpfern selbst beigebracht hat.
  • Gabriela aus Rumänien, die Besitzerin des orginellen Kafeneions Oneiro (Traum) in einem kleinen Bergdorf.
  • Fotini die Frau mit der kleinen Bäckerei, die uns Gebäck aus dem Heimatort ihrer Eltern in Kleinasien in den Bus brachte.
  • Besuch bei auf einem abgelegenen Bauernhof mit Besichtigung des Stalles der Bäuerin Eleftheria mit krankem Mann und Sohn, die ihre mehrere Hundert Schafe und Ziegen täglich zweimal melkt - und darum nicht mehr, wie früher, Gäste zu einem kleinen Imbiss einladen kann.
  • Die junge Witwe Maria mit Tochter, die uns an einem einsamen Strand in ihrem kleinen Haus einen Imbiss mit vom Vater hergestellten Wein auftischt.
  • Von Kopf bis Fuss eingehüllt zuschauen, wie in einer grossen Bäckerei Paximadia für ganz Griechenland hergestellt werden.
  • Besichtigung und - dank der Grosszügigkeit von Brigitte - ausführliche Weinprobe im kleinsten Weingut der Insel.
  • Nur den Bürgermeister haben wir nicht gesehen.

Schon schade, da sich Brigitte nach über dreissig Jahren auf der Insel immer noch fürchterlich über Missstände aufregen kann und dann an geeigneter Stelle reklamiert. Auch der Bürgermeister der Insel wird nicht verschont - darum hätten wir den gerne getroffen.

Pünktlichkeit ist ihre Stärke. Die Einheimischen dafür zu begeistern, ist nicht so einfach. Sie hat es aber geschafft. Wehe, wenn ein Busfahrer ausnahmsweise einige Minuten zu spät kommt. Der bekommt etwas zu hören und sieht dann etwas zerknirscht aus.

Sie kennt natürlich auch die besten, speziellsten und interessantesten Tavernen und Kafeneions. Für Liebhaber der lokalen griechischen Küche ist das paradiesisch. Sie brachte es fertig, dass - mit Ausnahme der Klassiker Choriatiki und Tsatziki - niemals das Gleiche auf den Tisch kam (soweit wir uns erinnern...).

Die Wanderungen führen durch alle Gebiete der Insel. Und - mit einer Ausnahme, aber da auf einem anderen Weg - niemals zum Ausgangspunkt zurück. Auch wenn es manchmal abwärts etwas ruppig wird - dafür einsam. Die hohe Startgeschwindigkeit legt sich, wenn die Ersten zurückfallen. Die berühmten roten baumeler-Punkte gibt es nur, wenn es unbedingt notwendig ist. Also dann, wenn es weglos durch das Gestrüpp oder entlang von kleinen Bächen geht.

Sie erzählt nicht zu viel und nicht zu wenig. Wenn sie aber einmal loslegt, ist sie nicht zu halten. In ihrem Bestreben, uns möglichst viel von ihrem grossen Wissen beizubringen, übersprudelt sie. Einschiebesätze mitten in der Geschichte - dort drüben der Berg Athos - verlangen konzentrierte Aufmerksamkeit - dort Samothraki - der Zuhörer. Ihre Begeisterung ist ansteckend. Viel Interessantes erfahren wir, wenn sie vom Leben auf der Insel und von ihrem griechischen Mann und ihren drei "Modis" erzählt.

Brigitte geht auf alle Wünsche ein. Bäckerei hier, Supermarkt dort, Apotheke da. Auch auf Unausgesprochene. Sie bringt Blumen- und Pflanzenbücher, Unterlagen über archäologische Stätten, wenn sie merkt, dass Interesse besteht.

Sie geht problemlos mit elektronischen Medien um. Ohne Smartphone unterwegs geht nichts. Auf der Karten-App MapOut sind alle ihre Rekognoszierungen und Wanderungen aufgezeichnet. Die decken die ganze Insel ab.

Am Vorabend der Heimreise wird im Restaurant des Hotels neben der Bar ein Freiluftbüro eingerichtet. Check-In. Plätze können gewählt und wieder geändert werden. Und am nächsten Morgen werden die Boardingkarten verteilt. Full Service. Nur die Koffer müssen wir selbst tragen.

Es ist schon so: Brigitte ist eine Reiseleiterin, wie wir sie in unzähligen Reisejahren noch nie erlebt haben. Mit Herz und Seele dabei, voller Energie. Und so kam es, dass die Zeit auf Lemnos unsere allerschönsten von vielen Griechenland-Ferien wurden. Lemnos und Brigitte werden uns unvergesslich bleiben.

Geht nach Lemnos und lernt Brigitte kennen!


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