Nordalbanien - Kosovo

Uschi Wulfsen-Dütschler | 24.10.2018

Wanderreise Peaks of the Balkans: Wandern in den Alpen mal anders

Wandern in den albanischen Alpen? Wem ich von der neuen Baumeler-Wanderreise nach Nordkosovo und Nordalbanien erzählt habe, staunte. Einerseits über den Namen: Gibt es die Alpen nicht nur bei uns? Und wenn sie schon den gleichen Namen tragen, sehen sie etwa gleich aus? Oder worin liegt der Unterschied?

 

Kühe mit Hörnern

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die nordalbanischen Alpen kaum von unseren: Wir wandern auf steinigen, manchmal steilen Wegen, mit Blick auf Bergketten und schroffe Felswände. Dann geniessen wir wieder den sanften Anstieg über Wiesen und Wälder hinauf zur aussichtsreichen Bergkuppe. Ab und zu begegnen wir Kühen mit Glocken und Hörnern - nicht hinter Elektrozäunen, sondern frei herumlungernd auf Wegen, Wiesen und in Bächen.

 

Keine Bergbahn im Valbonatal

Und doch gibt es Unterschiede: Etwa, wenn wir nach einer zweistündigen Wanderung eine abgelegene Alp erreichen und über das tolle Panorama staunen: Unberührt liegen die Gipfel über dem Valbonatal da. Doch keine Bergbahn, keine Schneisen für Skipisten und schon gar kein Gipfelrestaurant verunstalten die Idylle. Was aber auch heisst: Wer hinauf will, muss den oft steilen Weg zu Fuss gehen. Doch die Belohnung wartet oben: Mit einem Bergsee, der zum Baden einlädt, oder einem süssen türkischen Kaffee vor einer einfachen Alphütte.

 

Mario motiviert mit kandierten Früchten

Natürlich vermissen wir die gelben Wanderwegschilder. Nur vereinzelt weisen verwitterte Holztafeln auf einen Gipfel oder eine Siedlung hin. Ab und zu entdecken wir rot-weisse Streifen am Boden. Langsam erwacht der Ehrgeiz der Nordalbaner, ihr Wanderparadies einem breiteren Publikum - ohne GPS und Wanderkarte – zu öffnen. Doch wir vertrauen auf unseren Wanderleiter Mario. Er führt uns über schmale Wege, durch Schluchten und Bachbette, über Wiesen und Abhänge sicher zum Ziel.  Er scheint jede Abkürzung und jeden Aussichtspunkt zu kennen, weiss, wo die Schattenplätze für das Picknick oder die Pause liegen. Dann offeriert er jeweils Nüsse und kandierte Früchte als Belohnung – oder Aufmunterung, wenn er verkündet, dass der Weg nochmals eine Stunde bergauf führt.

 

Kaffee und Gurken

Wie erwartet, liegt der grösste Unterschied im Kulinarischen: Zurück von einer schweisstreibenden Wanderung zur Berghütte Rama serviert uns die Bauerntochter in einer einfachen Hütte zum Kaffee einen frischgebackenen Kuchen, der nach Lebkuchen schmeckt. Dazu gibt es Gurken und Frischkäse. Die kulinarische Kombination überrascht uns kaum noch, denn inzwischen kennen wir die albanischen und kosovarischen Tischsitten: Alle Speisen werden auf einmal auf den Tisch gestellt. Die Auswahl ist überwältigend – die Gerichte reichen von Tomaten-Gurkensalat, Bohnensuppe, über Burek (Blätterteiggericht), Flija (mehrschichtiger Pfannkuchen) und Gemüse bis hin zu Maisbrot und den schmackhaften Fleischgerichten. Nie dürfen Peperoni fehlen, in welcher Zubereitungsform auch immer, sowie der beliebte Naturjoghurt, der zu allen Gerichten schmeckt.

 

Einen Raki zum Verdauen

Am Anfang überraschte uns die Vielfalt und vor allem die Reihenfolge – oder eben die fehlende Reihenfolge der Gerichte. Der Vorteil: Jeder greift zu, bedient sich von der Speise, auf die er gerade Lust hat und die ihm am meisten schmeckt. Der Nachteil: Wir essen zu viel, wollen noch dies und das probieren, schnappen uns immer wieder einen Löffel einer Köstlichkeit – trotzdem werden die Schüsseln nie leer. Und zur Verdauung gibt es einen Raki.


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