Meine Lieblingsplätze in der Donaumetropole Wien

Hans Peter Hörtnagl | 08.04.2017

Als ich Anfang der 80er-Jahre Wien erstmals besuchte, hatte ich den Eindruck einer eleganten älteren Dame, zwar etwas altmodisch und verstaubt, aber charmant! Jetzt besuche ich Wien mehrmals im Jahr; die ältere Dame ist aber nicht mehr da oder hat eine Wiedergeburt erfahren.

Die optische Verjüngung geht jedoch nicht ganz einher mit den «Altwiener» Sitten und Gebräuchen – mein erster Gang führt mich meistens ins Café Bräuner, wo ich immer mit «Wünscht der Herr Doktor eine Melange?» begrüsst werde, obwohl ich immer entgegne, dass ich gar keinen Doktortitel habe. Doch das ist unerheblich – ältere Herren werden oft als Herr Kommerzialrat oder Herr Professor angesprochen und ältere Damen als Frau Hofrätin!

Die intensivsten Eindrücke dieser an der Pforte zu Osteuropa gelegenen Metropole erhält man am «Naschmarkt» – Düfte und Farbenvielfalt der Gewürze sowie Atmosphäre suggerieren uns den Orient gleich neben dem Theater an der Wien und der goldenen Kuppel des Pavillons der Wiener Sezession.

Die Albertina

Ein Juwel unter den Museen Wiens zwischen Palmenhaus und Staatsoper ist die Albertina, die eine der weltweit grössten Graphiksammlungen beherbergt. 

Gleich gegenüber ist das Café Mozart oder ein paar Gassen weiter das Café Bräunerhof, wo ich mich in gemächlicher Ruhe über die internationalen Ausstellungen in der Albertina informiere. Dort lässt es sich auch einfach nur sitzen, Zeitung lesen und eine Wiener Melange oder einen Mokka geniessen und nicht zuletzt die bunte Szene zu beobachten. Hier wähnt man sich auf einer Theaterbühne.

Der Steffl und das Wiener Café

Was wäre Wien ohne seine Cafés? Die Qual der Wahl ist gross bei den unzähligen Kaffeehäusern der Stadt, in denen Künstlern, Schauspieler, Studenten, Journalisten und Politiker ebenso verkehren wie ausländische Gäste. Für viele ist ihr Stammcafé wohl ein Refugium inmitten des rasenden Alltags.

Wien wurde 1683 zum zweiten Mal von den Türken belagert. Bei der Befreiung der sogenannten christlichen Heerscharen unter Führung des Polenkönigs Jan Sobieski am Kahlenberg liessen die überraschten Ottomanen in ihren luxuriösen Zeltstädten vor den Toren der Stadt zahlreiche Schätze zurück – darunter Säcke von Kaffee. Als man diese aus Angst vor der Pest verbrannte, verströmten sie köstlichen, aromatischen Rauch… was zur Gründung des 1. Wiener Kaffeehauses im Jahre 1685 führte.

Blick auf Wien vom Prater

Im Frühling ziehts mich hinaus in die grüne Oase am nördlichen Rand der Stadt, entweder mit dem Fahrrad entlang der 5 Kilometer langen Prater Hauptallee oder zum Joggen in die verzweigten Laufstrecken durch die angrenzenden Wiesen und Felder.

Das Riesenrad – Wahrzeichen von Wien – zieht damals wie heute die Besucher der Stadt an und bietet ausser der Jahrhundertwende-Romantik einen Ausblick auf die ganze Stadt. Der Wiener Prater – Grüne Oase der Stadt mit dem berühmten Wurstelprater ist mit seinen 6 Millionen Quadratmetern einer der zehn grössten Stadtparks weltweit.

Schattige Wälder am Kahlenberg

Auf den sandigen Böden entlang der Donau hat der Weinanbau seit Römerzeiten Tradition, was zum beliebtesten Freizeitvergnügen der Wiener geführt hat: Das Zelebrieren des Heurigen. Dazu ertönen die Wiener Lieder, die meist nur von Kennern des Wiener Dialekts verstanden werden, von dessen «Weinseligkeit» aber Jung und Alt beschwingt werden.

Wenn wir mit unserer Baumeler-Wandergruppe in Nussdorf von Bord gehen, führt uns der Weg hinauf durch schattige Wälder zum Kahlenberg, wo wir uns inmitten der Weinberge beim Heurigen erfrischen. Der Weg führt vorbei an so mancher Kuriosität, wie einem in die Jahre gekommenen, kleinen Barockpalais, in dem Franz Schubert eine Hommage an die noch heute dort zu bestaunenden Linde zur Uraufführung brachte. Am Rückweg entdecken wir einen kleinen, versteckten Friedhof und bestaunen die Gräber des Prinzen von Liechtenstein sowie jene böhmischer und ungarischer Adeliger und der populären Schauspielerin Marisa Mell. Diese halbtägige Wanderung ist mein Lieblingsausflug – in nur wenigen Stunden geniessen wir schattige Wälder, Weinberge mit grandiosen Ausblicken auf die Stadt, das Zusammensein bei einem Glas «Heurigen» und eine kurze Einhalt am Waldfriedhof mit Gedanken an unsere eigene Vergänglichkeit.


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