Fettwegschneiden gilt nicht

Claudia Zurfluh | 30.11.2016

«Ob mit Stroh oder Heu, wichtig ist, der Bauch ist voll», sagt ein altes korsisches Stichwort. Diese Zeiten sind definitiv vorbei. Denn wer heute in Korsika an den Tisch sitzt, bekommt Vieles und vor allem Leckeres vorgesetzt: Schaf- oder Ziegenkäse in Cannelloni, als Vorspeise mit Honig und Salat oder als Nachspeise in Begleitung einer eingelegten Feige. Kastanien im Bier, Mousse oder Kuchen. Wildschwein als Ragout, Terrine oder Wurst. Die Küche im Hinterland ist ein Gaumenschmaus, aber so nahrhaft, dass man sie eigentlich nur nach einem Tag Schwerstarbeit bedenkenlos zu sich nehmen kann.

Mit Korsen ist nicht zu spassen

Fettwegschneiden gilt nicht. Denn das kann einen korsischen Patron durchaus verärgern. Wie zum Beispiel jenen im Bergdorf Frasseto, der seinen Gästen die eigenen Tiere auftischt. Mit aufbrausender Stimme und wild gestikulierend weist er die Schweizer Touristin zurecht: «Das ist Fleisch von hier, davon isst man alles.» Worauf diese zuerst leer und dann das Fett schluckt.

Nach einer solchen Mittagsrast sind Biker erleichtert, wenn sie zunächst den Berg runterrollen dürfen. Am Fuss der nächsten Erhebung nehmen sie sich vor, die kulinarischen Verführungen für den Rest der Woche mit Mass zu geniessen. Und spätestens eine Stunde später sind sie froh, dass die Batterien noch immer voll sind.

Gegen den Hunger ein Pietra

Korsika ist schön, aber unglaublich bergig. Die Etappen betragen zwischen 50 und 80 Kilometer und führen jeweils über rund 2000 Höhenmeter. Dazu kommen ungewöhnliche viele Platten. Denn die dichten Macchia-Wälder auf Korsika sind mit Brombeeren durchsetzt, und ihre Ranken machen auch vor den Trails nicht Halt. Auf einer Etappe ist es so schlimm, dass wir die Bikes über weite Strecken tragen. Das braucht Energie, viel Energie. So erstaunt es nicht, dass der Hunger am Abend wieder da ist – und bei Ankunft am Tagesziel als erstes mit einem Pietra, dem korsischen Bier, bekämpft werden muss.


Reisetipps passend zum Beitrag


Hinterlassen Sie uns einen Kommentar


<