Centro de Portugal - Highlights am Meer und in den Bergen

Albrecht Heinz | 08.04.2019

Selbst für Portugal-Fans hält das Centro de Portugal noch Überraschungen bereit: Die vielseitige Mitte des Landes hat viel mehr zu bieten als schöne Sandstrände und historische Städte wie  das berühmte Coimbra. Auf spektakulären Wanderrouten durch die wilde Bergwelt der Serra da Estrela erlebt der Besucher unverfälschte Natur, und auf dem küstennahen Veloweg Estrada  Atlântica finden Genuss-Radwanderer kaum Steigungen, dafür aber reichlich frische Seeluft,  beste Fischrestaurants und faszinierende Landschaften.

Rund um den Torre, den mit 1993 Metern höchsten Gipfel des portugiesischen Festlandes, macht der Blick atemlos: Als hätte ein übermütiger Riese mit Bauklötzen gespielt, liegen tonnenschwere Granitfelsen und von Flechten überwucherte Steinbrocken in der Landschaft. Das Auge schweift weit hinunter in die einst von Gletschern in den Berg der Serra da Estrela, des Sternengebirges, gefräste Täler. Wer hier wandert, erlebt eine beeindruckende Landschaft von fast brutaler Kraft. Wildschweine und Wildkatzen leben hier oben, in den Bächen die letzten Fischotter Europas.

Ein Stück weiter talwärts begegnet man immer wieder Schäfern, deren Herden für die Region vielfachen Nutzen haben: Als vierbeinige Rasenmäher halten sie die Vegetation kurz und leisten so einen Beitrag im Kampf gegen Waldbrände. Aus ihrer Milch wird der köstliche Queijo da Serra hergestellt, ein würziger und herrlich cremiger Weichkäse. Und die Wollwirtschaft, vor kurzem noch fast ausgestorben, erlebt gerade eine Renaissance: Stillgelegte Fabriken werden reaktiviert, hippe Designer aus Lissabon und Porto schaffen aus dem filzähnlichen Burel-Stoff moderne Kollektionen, die bis nach Japan exportiert werden.

Auch in den alten Dörfern am Fusse des Gebirges pulst neues Leben: Mit viel Liebe zum Detail wurden die fast verfallenen, aus Schiefer gebauten Häuser renoviert. So manche der Jungen, die eine goldene Zukunft in der Stadt suchten, sind inzwischen zurückgekehrt. In Dörfern wie Monsanto oder Piódão hat sich ein sanfter Tourismus entwickelt, mit kleinen, schmucken Landhotels und urigen Tascas, in denen die Tradition hochgehalten wird.

 

SCHÄTZE ENTLANG DER ESTRADA ATLÂNTICA

Eine ganz andere Seite Mittelportugals lernt kennen, wer mit dem Velo die Küste entlangfährt. Ein schöner Ausgangspunkt ist die Lagunenstadt Aveiro, wegen ihrer vielen Kanäle oft «Portugals Venedig» genannt. Kaum hat man die Stadt verlassen, führt die Route über einen komfortablen Radweg, fast immer in Sichtweite des Atlantiks. Erste Station ist Costa Nova, mit seinen bunt-weiss gestreiften Fischerhäusern ein wunderbares Fotomotiv. Weiter geht es in Richtung Süden, zur Praia de Mira – Zeit für einen erfrischenden Sprung ins Meer und einen schnellen Kaffee im Strandcafé. Dann surren die Reifen weiter auf dem gut ausgebauten Radweg zur Praia da Vieira, ein Fischerdorf, das für seine «Xávega»-Kunst bekannt ist – eine traditionelle Technik, Sardinen mit einem grossen Netz und vielen Booten zu fangen. Bei Leiria schliesslich entfernt sich die Route vom Meer und führt durch würzig duftende Pinienwälder.

 

NAZARÉ – WO WELLEN AUF DIE KÜSTE TREFFEN

Tagesziel ist Nazaré mit seiner halbrunden Sandbucht. Hier trifft Tradition auf Moderne: Noch immer trocknen Fischerfrauen den Fang auf grossen Holzgestellen. In den letzten Jahren aber wurde der Ort vor allem als Mekka der Big-Wave-Surfer berühmt. Seit der Amerikaner Garrett McNamara hier einen Weltrekord aufstellte, will sich die internationale Surfer-Elite mit den bis zu zwanzig Metern hohen Monsterwellen messen – Gänsehaut gibt’s schon beim Zuschauen!

Am nächsten Tag führt das Asphaltband weiter vorbei an kleinen Dörfern und einladenden Stränden. Kurz vor Óbidos glitzert eine grosse Lagune im Sonnenlicht – ein beliebter Platz für Angler und für eine Vielzahl von Vogelarten der perfekte Brutplatz. Im mittelalterlichen Städtchen mit seiner perfekt erhaltenen Burgmauer klingt der Tag im romantischen Ambiente aus.

 

verena lobenwein - MEINE TIPPS

1. AKTIV: Rund um Coimbra fliesst der Rio Mondego ruhig dahin. Bei einer Kanutour hat man viel Zeit, Fauna und Flora am Ufer zu bewundern. Kleine Flussstrände laden zum schnellen Baden ein. Wunderbar!

2. WISSEN: Stockfisch ist ohne Frage der Fisch Portugals. Alles über den bacalhau erfährt man im Seefahrtsmuseum von Ílhavo. Es erzählt die Geschichte der portugiesischen Hochseefischerei, im grossen Kabeljau-Aquarium kann man die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung bewundern, und auf dem Museumsschiff Santo André bekommt man einen Einblick in die harte Arbeit der Fischer. Spannend!

3. GENUSS: Sie sind in eine hauchdünne Hostienschicht verpackt und haben mal die Form einer Muschel, mal die eines Fisches. Und sie sind wegen ihrer köstlich süssen Füllung aus Zucker und Ei ein Muss für jede Naschkatze: Ovos Moles («weiche Eier») sind eine feine, kleine Süssspeise, die es in Aveiro (und nirgendwo sonst) in fast jeder Konditorei gibt. Einzigartig!

© ARPT Centro de Portugal
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